Die Sache mit …

Buchrezension: „Die Sache mit …“ von Junis Caruso – Ein philosophischer Ratgeber im modernen Gewand

Die Sache mit …
Philosophie neu gedacht

Das Thema Philosophie verbinden viele Menschen in erster Linie mit alten Männern in weißen Gewändern, die optisch verblüffend viel Ähnlichkeit mit dem Weihnachtsmann aufweisen. Durch ihre dichten Rauschebärte murmeln sie Lebensweisheiten und diskutieren wortgewandt über den Sinn des Lebens. Die allgemein immer noch weitverbreitete Vorstellung von Philosophie scheint irgendwo in der Antike zwischen Sokrates und Platon hängengeblieben zu sein. Dass die Sache mit der Philosophie (dt. „die Liebe zur Weisheit“) auch in einem ganz modernen Gewand daher kommen kann, zeigt Junis Caruso mit seinem Ratgeber „Die Sache mit …“

Die Sache mit diesem Buch ist folgende

Auf 132 Seiten widmet sich der Nürnberger Autor Junis Caruso sowohl den großen Fragen des Lebens, als auch ganz alltäglichen Problemen, die im Licht der Philosophie eine erstaunliche Tiefgründigkeit offenbaren. In seinem Erstlingswerk erforscht er die Ursachen und Folgen unseres Denkens und Handelns, wobei er zunächst den Leser selbst in den Mittelpunkt dieser philosophischen Reise stellt. Dabei ist der Name Programm, denn jedes Kapitel behandelt eine andere „Sache“. Die Themen reichen von Gewohnheiten, Disziplin, Erfolg und Ego bis hin zu Authentizität, Achtsamkeit und dem Sinn des Lebens selbst.

Buchverlauf

Im späteren Verlauf des Buches entstehen daraus auch Bezüge zu gesellschaftlich relevanten Themen, wie Politik, Umweltschutz und sozialem Miteinander. Diese Zusammenhänge sind logisch, gut nachvollziehbar und fügen sich harmonisch in das Gedankenkonstrukt ein. Im Gegensatz zu vielen Werken von renommierten Philosophen, kommt Carusos Buch nicht als theoretisch-abstrakte Abhandlung daher, die den Leser durch Komplexität und Wortgewalt erschlägt, sondern besticht mit einem lockeren Stil, der teils humorvoll und leicht sarkastisch die Fragen und Probleme des menschlichen Daseins pointiert.

Trotz seiner Kürze und teils flappsigen Sprache überzeugt das Büchlein auch mit inhaltlichem Tiefgang. Die einzelnen Kapitel funktionieren hier als eigenständige „Sachen“ und sind in sich geschlossene Gedankengänge. Gerade im zweiten Teil des Buches zeigt sich jedoch auch deutlich, wie die einzelnen Teile aufeinander aufbauen, sich gegenseitig beeinflussen und hemmen. Hier liegt eine der großen Stärken von „Die Sache mit ….“ Kaum ein anderes Buch der jüngeren Vergangenheit schafft es derart mühelos, tiefsinnige Gedankengänge so charmant mit Humor und lebensnahen Beispielen zu vereinen, wie es in diesem Paperback gelungen ist.

Dabei zeigt sich auch, dass der Text hauptsächlich, aber nicht ausschließlich, für junge Erwachsene attraktiv ist. Einige Anspielungen und Vergleiche setzen ein gewisses Verständnis der aktuellen Social-Media-, und Popkultur voraus. Man muss kein Experte im Bereich TikTok und Instagram sein, um Spaß mit diesem Buch zu haben, doch es sorgt für einige zusätzliche Lacher, wenn man in den letzten Jahren zumindest gelegentlich etwas aus diesem Kosmos mitbekommen hat. Des Weiteren setzt der Autor voraus, dass der Leser über grundlegende Kenntnisse der englischen Sprache verfügt. Einige Zitate und Aussprüche, die nicht ins Deutsche übersetzt wurden, nutzt Junis Caruso, um seinen Ausführungen Nachdruck zu verleihen. Das stört den Lesefluss nicht sonderlich, kann, bei fehlendem Sprachverständnis, aber aus einem „Aha-Moment“ einen „Häh?-Moment“ machen.

Die Sache mit der Sprache

Sowohl die inhaltliche Originalität  als auch die sprachliche Umsetzung des Buchs sind weit entfernt von den Texten der alten Männer mit weißen Bärten. Was manchem ernsthaftem Philosophieliebhaber womöglich übel aufstößt, macht jedoch gerade den Charme von Carusos Buch aus. Es versucht gar nicht in die Fußstapfen der großen Dichter und Denker zu treten, sondern, um es modern auszudrücken, es macht sein ganz eigenes Ding. Und darin ist es wirklich gut!

Einige Metaphern und Gedankenexperimente sind so feinfühlig und schön ausformuliert, dass sie den Leser emotional und intellektuell hinfort reißen. Das Buch hält einem den Spiegel vor, ermahnt zum Nachdenken und klopft dabei wohlwollend auf die Schulter. Die im Klappentext gewählte Aussage: „Ein Buch mit Charakter, das sich anfühlt wie ein guter, tiefsinniger Freund“, ist dahingehend tatsächlich sehr treffend.

Bewusstsein

Einige Sätze wie: „Die Blume der Einsicht gedeiht am besten in verbrannter Erde“ haben das Potential, sich für lange Zeit ins Bewusstsein der Leser einzubrennen.
Der Autor springt zwischen solch poetischen Formulierungen und teilweise „rauen Ansagen“ aber auch gerne mal hin und her. Das sprachliche Spektrum ist sehr groß und kann in Kombination mit dem manchmal etwas zu komplexen Satzbau vor allem ungeübte Leser zuweilen überfordern. Nichts desto trotz wird man auch als Philosophieneuling, oder als Person mit geringer Leseerfahrung, viel Spaß an „Die Sache mit …“ haben. Gerade dann ist dieses Buch womöglich der perfekte Einstieg in die Welt der Philosophie und Persönlichkeitsentwicklung. Es ist kurz, macht Spaß und selbst wenn man inhaltlich nichts daraus mitnimmt, hat man beim Lesen trotzdem eine gute Zeit.

Zusammenfassung

„Die Sache mit… „ ist am 15.02.2021 im BoD-Verlag (Books on Demand) als Taschenbuch und eBook erschienen. BoD ist ein Self-Publishing-Verlag, was bedeutet, dass der Autor bei der Gestaltung und Ausformulierung seines Buchs komplett freie Hand hatte. Hinsichtlich der optischen Gestaltung des Covers fällt deshalb auf, dass hier kein Profi am Werk. Wer auf besonders schöne Buchdeckel Wert legt, wird bei dem minimalistischen, etwas zu niedrig aufgelösten Coverdesign, womöglich nicht auf seine Kosten kommen. Auch auf ein abschließendes Lektorat vor der Veröffentlichung wurde verzichtet, was man dem Buch, bis auf einige kleine Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehler, jedoch nicht anmerkt. Buchsatz (Layout und Gestaltung des Textes) sowie der gesamte inhaltliche Aufbau sind auf sehr hohem Niveau. Für 5,99 € als Taschenbuch bzw. 3,49 € als eBook lohnt es sich allemal zuzuschlagen.

„Die Sache mit …“ erfindet das Rad der Philosophie definitiv nicht neu, aber es bringt mit seinem einzigartigen Charakter frischen Wind in das Genre und hat das Potential, vor allem dem selbstreflektierten Leser, das Tor zur Philosophie weit aufzustoßen. Wer auf der Suche nach moderner Unterhaltung mit Tiefgang und Humor ist, sollte sich dieses Buch nicht entgehen lassen.

 

 

Einband: Taschenbuch / eBook
Seitenzahl: 132 (Printausgabe)
Erscheinungsdatum: 15.02.2021
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-7526-8524-4
Verlag: BoD – Books on Demand

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